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Die Kölner Gentrification-Studie

 

Die Kölner Gentrification-Studie richtet sich auf die Aufwertung in den rechtsrheinischen Wohngebieten Deutz und Mülheim. Unter Gentrification verstehen wir eine Veränderung eines Wohngebietes in vier Dimensionen: der sozialen (statushöhere Haushalte ziehen ein), der baulichen (steigende Bodenpreise und Mieten), der infrastrukturellen (neue Lokale und Geschäfte) und der symbolischen (besseres Image). Um einen derartigen Prozess untersuchen zu können, führen wir eine Paneluntersuchung mit insgesamt vier Befragungswellen durch.

Die beiden Gebiete wurden ausgewählt, weil der Prozess in Deutz weiter fortgeschritten ist als in Mülheim; daher ist es möglich, Phasen des Aufwertungsprozesses vergleichend zu untersuchen.

Die Panelstudie wird geleitet von Prof. Jörg Blasius, Universität Bonn und Prof. Dr. Jürgen Friedrichs, Universität zu Köln, Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist Dipl.-Soz. Heiko Rühl. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für den Zeitraum 2010 bis 2015 gefördert.

Die Stichprobe: Zuerst wurden potentielle Gebiete innerhalb von Deutz und Mülheim in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wohnungswesen ausgewählt, die einen relativ hohen Anteil an gründerzeitlicher Bebauung aufweisen. Für die derart ausgewählten Straßenzüge wurde aus der Kartei des Kölner Amtes für Einwohnerwesen und Statistik eine Zufallsstichprobe von Personen gezogen. Diese Personen wurden in der ersten Welle befragt. Da es sich um ein Wohnungspanel handelt, werden in den drei folgenden Wellen jeweils diejenigen Haushalte befragt, die in der Wohnung der ersten Befragungswelle wohnen. Das sind in den meisten Fällen die ursprünglichen Haushalte; in denjenigen Fällen, in denen diese ausgezogen sind, wurde eine zufällig ausgewählte Person, die mindestens 18 Jahre alt ist, des neu eingezogenen  Haushaltes befragt.

Die Befragung findet face-to-face mit einem standardisierten Fragebogen mit überwiegend  geschlossenen Fragen statt. Die Interviewer/innen sind von uns geschulte Studierende.

In der ersten Welle wurden 1009 Personen befragt, in der zweiten Welle 887, die dritte Welle ist noch im Feld (Juli 2013), die vierte Welle folgt im Sommer 2014.

Zusätzlich zur Befragung der Bewohner/innen werden folgende Studien vorgenommen:

1.     eine schriftliche Befragung der Fortgezogenen,

2.     eine regelmäßige fotografische Bestandsaufnahme aller Gebäude in den Straßen, in denen Befragte wohnen,

3.     Expertengespräche mit lokalen Organisationen,

4.     eine Expertenbefragung von großen Immobilienunternehmen in Köln.

 

Die Studie hat zwei Besonderheiten: Erstens ist unserer Kenntnis nach international die erste Panelstudie zur Aufwertung von Wohngebieten. Zweitens ist ein Wohnungspanel, d.h. die Untersuchungseinheiten sind dabei nicht die Personen, sondern die Wohnungen, in denen sie leben, d.h. befragt wird eine zufällig ausgewählte Person, die zum Erhebungszeitpunkt in einer zuvor per Zufall ausgewählten Wohnung lebt.

 

An die Kölner Gentrification Studie sind weitere Projekte angegliedert.

? Im November 2012 fand in Köln die Tagung „Stand der deutschen Gentrifcation-Forschung“ statt, diese wurde von der Fritz Thyssen Stiftung finanziert.

? Ab September 2013 läuft das Projekt „Aufarbeitung der deutschen Gentrification-Literatur 1980-2012“ an der Universität zu Köln, finanziert von der Fritz Thyssen Stiftung. Das Projekt wird von Prof. Dr. Jörg  Blasius (Universität Bonn), Prof. Dr. Jürgen Friedrichs (Universität Köln), Dr. Jan Glatter (Universität Bonn) und Dr. Andrej Holm (Humboldt Universität Berlin) betreut.

? Es ist in einem weiteren Schritt beabsichtigt, die Studie auf das Gebiet Köln-Kalk auszuweiten.

? Es ist geplant eine qualitative Untersuchung über die Pioniere durchzuführen, die sich im Gebiet zwischen Deutz und Mülheim angesiedelt haben und der Kultur- und Kreativwirtschaft zuzuordnen sind.

? Zudem sind an unsere Untersuchungen einige Master-Arbeiten angelagert, bislang (Juni 2013) sind es:

„Wandel der Infrastruktur in Deutz und Mülheim, am Beispiel von Gaststätten“ (C. Büchler)

„Die Bedeutung der Pioniere in Prozess der Gentrification“(J. Üblacker)

„Vergleich der Gentrification in West- und Ostdeutschland“ (K. Kukuk)

„Wahlbeteiligung und Demographie im Verlauf der Gentrification“ (A. Dicks)