Bildungseinstellungen und Bildungserfolg
Leitung: Dr. Judith Offerhaus
Fördernde Institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms SPP 1646 'Education as a Lifelong Process'
Laufzeit: 04/2018-03/2020
Wie hängen Einstellungen zu Bildung, soziale Herkunft und Bildungserfolg zusammen?
Theorien der sozialen Reproduktion liefern Erklärungen dafür, warum sich Bildungsentscheidungen und Bildungserfolg nach sozialer Herkunft unterscheiden. Eine große Anzahl empirischer Studien belegt den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg; sie liefern zudem einen detaillierten Einblick in die Mechanismen, die sozialen Ungleichheitsprozessen im Hinblick auf Bildung zugrunde liegen. Allerdings gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Relevanz von Bildungseinstellungen in diesem Kontext.
Auf der einen Seite beeinflussen Einstellungen Denk- und Handlungsweisen, so dass diese auch einen Einfluss auf Bildungserfolg und Bildungsentscheidungen haben sollten. Auf der anderen Seite werden Einstellungen durch Erfahrungen und situative Faktoren bedingt, so dass soziale Herkunft und die vorherige Bildungsbiographie einen Einfluss auf Bildungseinstellungen haben sollten.
Das Projekt betrachtet diese beiden Seiten sowohl theoretisch als auch empirisch. Es untersucht Unterschiede nach sozialer Herkunft bei der Formierung von Bildungseinstellungen, und analysiert die Folgen von unterschiedlichen Bildungseinstellungen sowie deren Zusammenspiel mit sozialer Herkunft für den Bildungserfolg (gemessen an Schulnoten und erfolgreichen Übertritten in unterschiedliche Bildungsstufen, wie die gymnasiale Oberstufe, eine Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium). Hier stellt sich die Frage, ob positive Bildungseinstellungen Nachteile in der elterlichen Ressourcenausstattung von Kindern aus weniger privilegierten Familien kompensieren können, so dass sie größeren Bildungserfolg erzielen könnten als mit negativen Bildungseinstellungen.
Ziel des Projektes ist es daher, unterschiedliche theoretische Annahmen über den Zusammenhang von Bildungseinstellungen und Bildungserfolg zu testen: Gibt es einen direkten Effekt von Bildungseinstellungen auf Bildungserfolg? Vermitteln Bildungseinstellungen die Beziehung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg? Variiert die Stärke des Zusammenhangs von Bildungseinstellungen und Bildungserfolg nach sozialem Hintergrund, d.h. haben Bildungseinstellungen einen stärkeren Einfluss für Kinder aus privilegierten Elternhäusern oder findet sich ein stärkerer Effekt bei Kindern mit niedriger sozialer Herkunft? Verändert sich die Beziehung zwischen Bildungseinstellungen, sozialer Herkunft und Bildungserfolg im Zeitverlauf bzw. an unterschiedlichen Stufen im Bildungssystem?
Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen stützt sich das Projekt auf die qualitativ hochwertigen Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) und nutzt dabei sowohl die längsschnittliche Datenstruktur als auch das Mehrkohortendesign (Startkohorten der Fünft- und Neuntklässler sowie der Studienanfänger).
Zur Aufdeckung von Kausalbeziehungen greift es dabei methodisch auf Messmodelle und Strukturgleichungsmodelle zurück, um so eindeutig zu identifizieren, was Bildungseinstellungen beeinflusst und wie diese wiederum Bildungserfolg determinieren, immer unter Berücksichtigung der sozialen Herkunft.