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Wussten Sie schon, dass Zynismus Ihrem Geldbeutel schadet?

Februar, 2016

Menschen haben meistens ganz bestimmte Ansichten darüber, ob andere Menschen im Allgemeinen eher gut, ehrlich und vertrauenswürdig oder egoistisch, hinterlistig und böse sind. Doch wie wirken sich diese sehr unterschiedlichen Menschenbilder auf das Leben von Zynikern und Idealisten aus?

Während vorherige Studien zeigen konnten, dass Zyniker im Vergleich zu Idealisten häufig ein geringeres allgemeines Wohlbefinden, schlechtere physische und psychische Gesundheit, eine höhere Sterblichkeit und schlechtere soziale Beziehungen aufweisen, wurde in einer kürzlich veröffentlichten Studie von Olga Stavrova und Daniel Ehlebracht der Frage nachgegangen, wie sich Zynismus auf den wirtschaftlichen Erfolg von Menschen auswirkt. Hierbei könnte man zunächst vermuten, dass Zyniker in besonderem Maße vor Betrug und Ausbeutung geschützt sind und es Ihnen daher finanziell besser gehen sollte als gutgläubigen Idealisten. Die Autoren argumentieren hingegen, dass Zyniker die Gefahr hintergangen zu werden meistens deutlich überschätzen. Somit verpassen sie wertvolle Gelegenheiten, mit anderen gewinnbringend zu kooperieren und dadurch mit vereinter Kraft ihre Ziele zu erreichen.

Längsschnittanalysen repräsentativer Datensätze aus den USA und Deutschland bestätigten diese Hypothese und zeigten, dass ein zynisches Menschenbild zu einem geringerem Durchschnittseinkommen und einer flacheren Einkommensentwicklung führt als ein idealistisches Menschenbild. Für Zyniker wiegen die Kosten verpasster Kooperation finanziell also tatsächlich schwerer als der Schutz vor vermeintlicher Ausbeutung. In einer abschließenden kulturvergleichenden Analyse mit repräsentativen Stichproben aus 41 Ländern konnte zudem gezeigt werden, dass die finanziellen Auswirkungen von Zynismus umso negativer sind, je freundlicher das soziale Klima in einem Land ist. Wenn das soziale Klima eines Landes von großer Hilfsbereitschaft und einer niedrigen Kriminalitätsrate geprägt ist, führt Zynismus in der Regel zu beträchtlichen finanziellen Einbußen. In Ländern, die durch vergleichsweise niedrige Hilfsbereitschaft und eine hohe Kriminalitätsrate geprägt sind, ließ sich hingegen oftmals kein negativer Zusammenhang zwischen Zynismus und Einkommen beobachten.

Die Befunde legen somit die Schlussfolgerung nahe, dass Zyniker im Allgemeinen ein unrealistisch negatives Menschenbild pflegen, welches sie dazu veranlasst, anderen ungerechtfertigt zu misstrauen und Kooperation zu vermeiden. In Folge dieser verpassten Gelegenheiten zur gegenseitigen Hilfe müssen Zyniker im Vergleich zu Idealisten in den meisten soziokulturellen Kontexten finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Den Autoren zufolge kann es sich daher häufig auch finanziell lohnen, zynische Einstellungen abzulegen und andere Menschen in einem wohlwollenderen Licht zu betrachten.