Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen der Regierungen haben das wirtschaftliche und soziale Leben vieler Menschen weltweit auf den Kopf gestellt. ISS-Forscherin Lea Ellwardt und ihr Ko-Autor Patrick Präg vom Institut Polytechnique de Paris haben in einer aktuellen Studie die unterschiedlichen Verläufe psychischen Stresses während der Pandemie in Großbritannien genauer untersucht. Zusätzlich sahen sie sich soziodemografische und gesundheitliche Faktoren der Verläufe an.
Hierfür analysierten sie repräsentative Umfragedaten der UK Household Longitudinal Study. Im Zeitraum von Anfang 2020 bis Mitte 2021 wurden 15.914 Teilnehmende neunmal zu ihrer mentalen Gesundheit befragt, darunter auch Informationen zu psychischen Belastungen. Die Forscher fanden vier verschiedene Entwicklungsverläufe: ca. die Hälfte (53%) der Befragten berichtete gar keinen Belastungen, eine kleine Minderheit (8%) berichtete zeitweilige Belastungen während des ersten Lockdowns, ein Viertel (24%) berichtete wiederholt erhöhte Belastungen während der drei Lockdowns, die letzte Gruppe (15%) berichtete gleichbleibend erhöhte Belastungen seit Pandemiebeginn. Damit litten insgesamt ca. zwei von fünf Briten unter wiederholten oder kontinuierlichen Belastungen im Beobachtungszeitraum.
Das Risiko einer langfristigen Belastung war am höchsten bei jüngeren Menschen, Frauen, Menschen, die ohne Partner oder Partnerin leben, denjenigen, die keine Arbeit hatten oder Einkommen verloren hatten und solchen mit Vorerkrankungen oder COVID-19-Symptomen. Angesichts der drohenden Gesundheitsrisiken, die durch anhaltenden psychischen Stress entstehen, sollten politische Maßnahmen die unbeabsichtigten Folgen nicht-pharmazeutischer Eingriffe berücksichtigen.