In einer aktuellen Studie untersuchen die ISS-Forscher:innen Sophia Wingen und Thomas Graczyk gemeinsam mit Tobias Wingen und Simone Dohle vom Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn psychologische Determinanten der Hilfsbereitschaft. Dabei wurde das Konzept des growth mindset über Armut — also die subjektive Annahme, dass Armut veränderbar ist — angewandt.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass bereits kurze Aussagen über die vermeintliche Veränderbarkeit ausreichen können, um ein growth mindset über Armut bei Menschen zu fördern. Dieses führte einerseits zu einer stärkeren Überzeugung von der Wirksamkeit von Hilfe, was die Hilfsbereitschaft erhöhte. Gleichzeitig jedoch neigten die Personen auch dazu, die hilfsbedürftigen Menschen eher für ihre Armut verantwortlich zu machen, was die Hilfsbereitschaft verringerte.
Außerdem zeigten sie, dass die Art der Hilfe, die von einer Wohltätigkeitsorganisation angeboten wird, entscheidend dafür ist, wie hoch Hilfsbereitschaft ist. Nur wenn eine Organisation Hilfe zur Selbsthilfe anbot, führte ein growth mindset zu deutlich mehr Hilfsbereitschaft. Bot die Organisation hingegen direkte Hilfe wie Lebensmittel an, war das mindset nicht mehr entscheidend, da hier Erwartungen an die Wirksamkeit unabhängig von mindset gering waren.
Wie die Öffentlichkeit Armut wahrnimmt, darüber spricht und Hilfe anbietet, ist von daher von hoher Relevanz.