Viele Studien zeigen, dass angespannte oder konfliktbehaftete soziale Beziehungen schädlich auf die mentale und körperliche Gesundheit wirken. Positive Beziehungen hingegen schützen vor mentalen Krankheiten, auch weil sie stressmindernd wirken. Wenig untersucht ist bisher jedoch, inwieweit negative Beziehungen auch Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte haben. Ein Beispiel ist, wenn eine (dritte) Person selbst gute Beziehungen zu zwei Familienmitgliedern hat, diese aber miteinander streiten.
In einer demnächst im Journal of Gerontology: Social Sciences erscheinenden Studie sind ISS-Forscherin Lea Ellwardt und ihren Kollegen aus den USA und Niederlanden der Frage nachgegangen, ob Personen unter Stress leiden, wenn sie Konflikte zwischen ihren Sozialkontakten beobachten – auch wenn sie selbst keine Konflikte mit diesen haben. Hierfür haben die Forscher längsschnittliche Daten aus Chicago ausgewertet (CHASRS). In jährlichen Abständen wurden die Studienteilnehmer fünfmal zu ihren Sozialkontakten und ihrem Stressniveau befragt. Dabei konnten sie auch angeben, ob sich ihre sozialen Kontakte untereinander gut oder schlecht verstehen.
Die Analyse ergab eine geringe Tendenz dahingehend, dass die Teilnehmer weniger zu gestressten Zuständen neigten, wenn sich ihre Sozialkontakte untereinander gut verstanden, die Beziehung also positiv war. Diese Ergebnisse zeigen, dass nicht nur direkt involvierte Personen, sondern auch umstehende Verwandte oder Bekannte potenziell unter zwischenmenschlichen Spannungen leiden – oder aber von deren positiven Beziehungen profitieren. So kann ein harmonisches Miteinander im unmittelbaren sozialen Umfeld einen schützenden Effekt vor Stress und letztendlich eine positive Wirkung auf die mentale Gesundheit mit sich bringen.