Das Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare, auch mit Kindern, gewinnt zunehmend an gesellschaftlicher Akzeptanz. Dies spiegelt sich auch in veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen wieder, zum Beispiel in der „Ehe für alle“, die es seit 2017 auch in Deutschland gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt, zu heiraten. Auch die sozialwissenschaftliche Forschung widmet sich seit geraumer Zeit der Lebenssituation Homosexueller. Familiendemographische Auswertungen amtlicher Statistiken, meist aus den USA oder Skandinavien, zeigen u.a., dass Homosexuelle seltener eheähnliche Beziehungen eingehen, ein etwas höheres Trennungsrisiko aufweisen und seltener Kinder haben, als Heterosexuelle. Bislang gab es jedoch kaum Erkenntnisse darüber, inwieweit sich Erwartungen an Partnerschaft und Elternschaft je nach sexueller Orientierung unterscheiden.
Die ISS-Forscher Karsten Hank und Martin Wetzel sind dieser Frage auf Basis von Daten der ersten Befragungswelle des Beziehungs- und Familienpanels pairfam nachgegangen. In Interviews mit fast 7.500 Personen im Alter von Mitte-20 und Mitte 30 (darunter mehr als 100 Befragte, die angaben, in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft zu leben oder gelebt zu haben) wurden, erstens, Informationen darüber erhoben, welche Erwartungen bezüglich praktischer und emotionaler Unterstützung durch den Partner bestehen, wie sehr man befürchtet, dass die individuelle Autonomie in der Partnerschaft eingeschränkt werden könnte, oder dass der Partner von Eltern und Freunden nicht akzeptiert werden könnte. Darüber hinaus wurde, zweitens, gefragt, inwieweit die Studienteilnehmer Unterstützung, ökonomische und nicht-ökonomische Einschränkungen, sowie mentale Belastungen durch Kinder erwarten.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Personen, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben oder gelebt haben, tendenziell weniger Vorteile von einer Partnerschaft erwarten, als Heterosexuelle. Statistisch signifikante Unterschiede in Bezug auf die Erwartungen an Elternschaft finden sich jedoch nicht. Die Befunde fügen sich somit gut in ein Gesamtbild neuerer Forschung ein, das – nach Kontrolle struktureller Einflussfaktoren – keine grundlegenden Unterschiede in demographischen Verhaltensweisen und Familienbeziehungen in Abhängigkeit von der sexuellen Orientierung aufzeigt.