Eine von der Europäischen Kommission geförderte Studie (EURISLAM-Umfrage) in sechs europäischen Ländern ergab, dass religiöse Christen und Muslime die religiösen Rechte der anderen Gruppe in stärkerem Maße unterstützen als weniger religiöse Menschen. Dies suggeriert, dass religiöse Menschen sich mit anderen Religionen bei der Diskussion um religiöse Rechte solidarisieren.
Sarah Carol (Universität zu Köln), Marc Helbling (Universität Bamberg) und Ines Michalowski (WZB) untersuchten die Einstellungen zu religiösen Rechten für Christen und Muslime in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz. Ihre Analysen basieren auf der EURISLAM-Umfrage unter mehr als 7,000 Menschen sowohl ohne Migrationshintergrund als auch mit jugoslawischem, türkischem, marokkanischem und pakistanischem Migrationshintergrund und mindestens einem muslimischen Elternteil. Dabei wurden Einstellungen zu religiösen Symbolen bei Lehrerinnen (Kopftuch und christliche Symbole wie Kreuz und Habit) und Religionsunterricht für Christen und Muslime an staatlichen Schulen abgefragt.
Die WissenschaftlerInnen konnten zeigen, dass es bei den Befragten keine Ablehnung religiöser Rechte per se gibt. Dabei wird die Kopfbedeckung für Lehrerinnen stärker abgelehnt als der Religionsunterricht für Muslime. Nicht nur Menschen ohne Migrationshintergrund sind im Durchschnitt kritischer gegenüber Kopftüchern für Lehrerinnen eingestellt, auch Menschen mit Migrationshintergrund selbst. Hierbei gibt es jedoch Unterschiede zwischen Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Türkei, Marokko und Pakistan. Menschen aus Marokko und Pakistan befürworten religiöse Rechte in stärkerem Ausmaße als Menschen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien.
Die Befragung förderte auch ländertypische Besonderheiten zu Tage:
Berücksichtigt für Geschlecht, Alter und Bildungsgrad der Befragten, zeigt sich in den Niederlanden die höchste Akzeptanz für das Kopftuch bei Lehrerinnen (Menschen ohne Migrationshintergrund 45%, Migranten 79%). In Deutschland haben dies hingegen nur 36% der Menschen ohne Migrationshintergrund und 66% der Migranten gesagt. Im Durchschnitt findet der christliche und islamische Religionsunterricht bei Menschen ohne Migrationshintergrund die stärkste Unterstützung in Deutschland und Belgien (rund 70% der Einheimischen), die niedrigste in Frankreich und Großbritannien. Schweiz und Niederlande liegen dazwischen. In Frankreich tut sich bei der Bewertung des Religionsunterrichtes an Schulen die größte Kluft in den Einstellungen zwischen der muslimischen Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft auf, was ein erhöhtes Konfliktpotential birgt.