Seit dem 2. November 2020 befindet sich das Gastgewerbe im sogenannten Lockdown, ist seit Beginn der Pandemie von weitreichenden Einschränkungen betroffen und wird bis zum Ende der Pandemie weiterhin von vielen Einschränkungen betroffen bleiben. Für viele Betreiber*innen gastronomischer Betriebe ergeben sich daraus, trotz staatlicher Unterstützungsangebote, fundamentale Existenzängste.
Genossenschaften bieten in vielen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft langfristige Sicherheit und Stabilität und stellen einen Hort der Nachhaltigkeit dar. Auch für Gaststätten erweist sich die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft, gerade in Krisenzeiten wie der derzeitigen Corona-Pandemie, als besonders widerstandsfähig. Konkrete Sicherheits- und Sicherungspotentiale ergeben sich aus der Selbstorganschaft in Vorstand und Aufsichtsrat und risikobewusstem Management, einem geringen Gewinnanspruch, dem häufig gelebten Ehrenamt, dem geringen Haftungsrisiko, der räumlichen Verankerung und daraus, dass die Mitglieder häufig zugleich Stammkund*innen sind.
Im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes „Teilgabe. Die bürgerschaftliche, genossenschaftliche und sozialunternehmerische Schaffung und Gestaltung von gemeinwohlorientierter Versorgung“ untersuchen die ISS-Forscher Joschka Moldenhauer und Johannes Blome-Drees „genossenschaftliche Gaststätten als Orte des gelingenden Miteinanders“, die als Ausdruck einer Form des zivilgesellschaftlichen Engagements gesehen werden können, die die Teilhabe an der Nahversorgung und die Verbesserung sozialer Chancen in ländlichen Regionen ermöglichen. Im Verbund mit der Universität Hamburg, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dem Genossenschaftsexperten Burghard Flieger wird erforscht, wie die Hervorbringungen und Wirkungen zivilgesellschaftlichen Wirtschaftens beurteilt werden können und inwiefern es sich dabei um mögliche Beiträge zur Schaffung und Pflege von Gemeinwohl bzw. Gemeingütern handelt. Durch den Vergleich unterschiedlicher Strategien und Handlungsformen will das Projekt ergründen, inwiefern neue Formen zivilgesellschaftlichen Wirtschaftens sich nicht nur auf Lebenshilfe und spezifische Problemlösungen beschränken, sondern warum und wie strukturbildende Ansätze zur Gestaltung des Gemeinwesens realisiert werden.