Das Konsummuster, d.h. die Art der Aufteilung der Gesamtausgaben auf unterschiedliche Konsumkategorien, gilt im Allgemeinen als Abbild des Lebensstils einer Person. Jede Person muss einen bestimmten Teil ihrer Ausgaben in die Sicherung ihrer Grundbedürfnisse investieren. Den Rest des verfügbaren Einkommens kann sie entweder sparen oder zusätzlich je nach Präferenz für verschiedene Konsumzwecke ausgeben. Umstritten ist in diesem Zusammenhang schon seit Längerem die Frage, welche Faktoren das Konsummuster einer Person beeinflussen. Auf der einen Seite wird argumentiert, dass soziodemografische Merkmale, und dabei insbesondere das Einkommen, maßgeblich bestimmen, wie wir konsumieren. Auf der anderen Seite wird darauf verwiesen, dass durch die Auflösung traditioneller Bindungen und die allgemeine Steigerung des Lebensstandards die Wahlmöglichkeiten zur individuellen Lebensgestaltung zugenommen hätten und sich der bindende Charakter rollenspezifischer Konsumnormen zunehmend auflöse. Dies resultiere wiederum in einem Verfall homogener, schichtspezifischer Konsumstile und einer Entschichtung der Konsumausgaben.
Katharina Hörstermann untersuchte in einem DFG-Forschungsprojekt zusammen mit Prof. Dr. Hans-Jürgen Andreß die Konsumstruktur der Jahre 1978 und 2008 in Deutschland mit den Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. In einer in diesem Zusammenhang entstandenen Studie konnten sie einen Wandel der Konsumstruktur diagnostizieren, der von einem Rückgang der anteiligen Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung und Schuhe sowie Möbel und Hausrat und einen entsprechenden Anstieg bei Wohnen, Gesundheit und Körperpflege, Verkehr und Nachrichten sowie Bildung und Freizeit geprägt ist. Sie untersuchten im Folgenden, ob die Veränderungen in der Alters- und Einkommensverteilung sowie der durchschnittlichen Haushaltsgröße in Deutschland zwischen 1978 und 2008 den Wandel der Konsumstruktur erklären können.
Ein deskriptiver Vergleich der Konsumstrukturen verschiedener Geburtskohorten bei Kontrolle der Altersklasse, des Einkommensquintils sowie der Haushaltsgröße zeigte dabei unterschiedliche Konsummuster der einzelnen Kohorten, die nicht auf Alters-, Einkommens- oder Haushaltsgrößenunterschiede zurückgeführt werden können. Die Ergebnisse einer Dekompositionsanalyse, bei der die Verteilung von Alter, Einkommen und Haushaltsgröße zwischen 1978 und 2008 konstant gehalten wurde, bestätigten dieses Ergebnis: Die soziodemografischen Veränderungen sind nicht in der Lage, die Verschiebungen in den Ausgabenanteilen der Konsumkategorien zu erklären. Vielmehr scheint es so, als dass die Personen mehr Möglichkeiten besitzen, ihr Ausgabenprofil stärker nach den eigenen Präferenzen auszurichten.