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Wussten Sie schon, dass die Wechselbeziehung zwischen instrumenteller Hilfe und Gesundheit der Eltern nur scheinbar besteht?

Juli 2023

Europaweit hat der Anstieg der Lebenserwartung und der Rückgang der Geburtenraten zu einer Alterung der Bevölkerung geführt. Die daraus resultierende Zunahme pflegebedürftiger Menschen führt zu einer steigenden Nachfrage nach sozialer Unterstützung (z.B. Informelle Pflege oder instrumentelle Hilfe, also Hilfe bei Haushaltstätigkeiten), insbesondere durch erwachsene Kinder. Unterstützung durch erwachsene Kinder kann, vor allem wenn sie intensiv geleistet wird, Belastungen durch den Verlust von Autonomie erhöhen und sich somit negativ auf die Gesundheit älterer Menschen auswirken. Soziale Unterstützung kann jedoch auch Stress abbauen, indem sie psychologische und physiologische Mechanismen beeinflusst. Bisherige Studien haben jedoch vernachlässigt fortgeschrittene längsschnittliche Methoden zu nutzen, die unter anderem das Problem der umgekehrten Kausalität berücksichtigen.

In einer aktuellen Studie untersucht die ISS-Forscherin Lisa Jessee auf Basis von vier Erhebungswellen (2008-2017) des Deutschen Alterssurvey (DEAS) den wechselseitigen Zusammenhang zwischen instrumenteller Hilfe von erwachsenen Kindern an ihre Eltern und selbst eingeschätzte Gesundheit der Eltern mit Hilfe von Dynamic Panel Models mit Fixed Effects. Die Stichprobe beinhaltete knapp 3,900 Personen.

Das Ergebnis: Der so oft sicher geglaubte wechselseitige Zusammenhang von instrumenteller Hilfe von erwachsenen Kindern und selbsteingeschätzter Gesundheit der Eltern wird bedeutungslos, wenn fortgeschrittene längsschnittliche Methoden angewandt werden. Stattdessen scheint es, als ob soziale Faktoren (wie bspw. instrumentelle Hilfe) gesundheitliche Ungleichheiten, die sich im Lebensverlauf entfaltet haben nicht ausgleichen können. Umgekehrt scheint instrumentelle Hilfe von Kindern an ihre Eltern nicht explizit geleistet zu werden, weil sich die Gesundheit der Eltern verschlechtert hat. Insofern sollten sich künftige Maßnahmen in Bezug auf ‚gesundes‘ Altern auf Interventionen konzentrieren, die bereits in frühen Phasen des Lebensverlaufs optimale Gesundheit fördern, und außerdem auf erwachsene Kinder, um fortlaufend eine Unterstützung an alternde Eltern zu gewährleisten.