Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat seit Februar 2022 einen beispiellosen Zustrom mehr als einer Million Geflüchteter nach Deutschland ausgelöst. Es handelt sich um die größte Migrationsbewegung ukrainischer Bürger:innen seit dem Zweiten Weltkrieg.
In einer aktuellen Studie untersuchen die ISS-Forscher:innen Leona Przechomski, Kateryna Sytkina, und Eldad Davidov, in Kooperation mit Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Integration und Bleibeabsichten ukrainischer Geflüchteter in Deutschland. Hierfür verwenden die Autor:innen Daten der IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Panelbefragung Ukrainischer Geflüchteter., die Informationen von 11.225 ukrainischen Geflüchteten enthält, die seit Sommer 2022 halbjährlich befragt werden.
Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass innerhalb der ersten anderthalb Jahre nach der Ankunft von Ukrainer:innen in Deutschland sowohl die Deutschkenntnisse, der Kontakt zu Deutschen, das Gefühl des Willkommenseins in Deutschland als auch die Einbindung in den deutschen Arbeitsmarkt Unterschiede in den Bleibeabsichten ukrainischer Geflüchteter nur in geringem Maße erklären können. Diese geringe Erklärungskraft zeigt sich auch in umgekehrter Richtung, d.h. die Absicht, in Deutschland zu bleiben, hat nur begrenzte Auswirkungen auf die verschiedenen Integrationsdimensionen.
Eine mögliche Erklärung für diese schwachen Zusammenhänge könnten die Umstände der Flucht der Ukrainer:innen sein. Im Gegensatz zu anderen Geflüchteten sind Ukrainer:innen nicht aufgrund politischer Verfolgung oder Diskriminierung durch die eigene Regierung oder Gruppierungen innerhalb der Ukraine geflohen, sondern aufgrund des Angriffskriegs gegen ihr Land. Unter diesen Umständen könnten ihre Bleibeabsichten stärker von Entwicklungen in der Ukraine, als von ihrer Integration in Deutschland bestimmt sein.