ISS-Forscherin Sarah Carol und ihre Kollegin Nadja Milewski von der Universität Rostock untersuchten die Einstellungen zu Abtreibungen in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz. Ihre Analysen basieren auf der EURISLAM-Umfrage unter mehr als 5.000 Menschen sowohl ohne Migrationshintergrund als auch mit jugoslawischem, türkischem, marokkanischem und pakistanischem Migrationshintergrund und mindestens einem muslimischen Elternteil.
Die Studie zeigt, dass berücksichtigt für Geschlecht, Alter und Bildungsgrad der Befragten, die Einstellungen gegenüber Abtreibung über verschiedene westeuropäische Länder variieren. Menschen in Deutschland lehnen Abtreibung signifikant stärker ab als beispielsweise jene in Frankreich, obwohl die gesetzlichen Regelungen zu Abtreibungen gar nicht so unterschiedlich sind im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern. Die Einstellungen der Menschen aus Belgien, Großbritannien und der Schweiz liegen dazwischen.
Hierbei sind jedoch Unterschiede in der Zustimmung zu Abtreibung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu beobachten. Während fast jeder fünfte Mensch mit Migrationshintergrund Abtreibung befürwortet, befürwortet jeder zweite Mensch ohne Migrationshintergrund Abtreibung. Zum Teil lassen sich die Länder- und Gruppenunterschiede durch Religiosität erklären. Trotzdem klaffen in Frankreich die Einstellungen gegenüber Abtreibung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund besonders stark auseinander. Im westeuropäischen Vergleich sind Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Frankreich jedoch die stärksten Befürworter von Abtreibung. Die ähnlichen Länderunterschiede bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund könnten auf eine Assimilation hindeuten.