Niedrige Arbeitslosenquoten und die enorme Wirtschaftskraft gemessen an der Einwohnerzahl machen die Schweiz für Migranten vieler Länder hoch attraktiv. Die Vielzahl unterschiedlicher Nationalitäten und auch der hohe Anteil gut qualifizierter Arbeitskräfte aus Deutschland, die in der Schweiz ihr Glück suchen, gaben Anlass für eine genauere Analyse der Integration unterschiedlicher Migrantengruppen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt.
Die von ISS-Forscher Christian Ebner und seinem Kollegen Marc Helbling (Universität Bamberg) durchgeführte Studie stützt sich auf Daten der repräsentativen Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) für die Jahre 2010 und 2011. Die SAKE umfasst Personen, die ihren Wohnsitz dauerhaft in der Schweiz haben und beinhaltet eine zusätzliche Ausländerstichprobe, so dass aussagekräftige Ergebnisse für verschiedene Migrantengruppen erzielt werden können. Die Untersuchungspopulation setzt sich aus Erwachsenen im Alter von 25 bis 64 Jahren zusammen, die einer bezahlten Arbeit nachgehen.
Die Auswertungen machen deutlich, dass die Bruttolöhne von Zuwanderern in der Schweiz je nach Herkunftsland sehr stark variieren. Der durchschnittliche Lohn von deutschen Zuwanderern liegt dabei sogar etwas über dem der Einheimischen. Abgesehen davon, dass Zuwanderer aus Deutschland zu großen Anteilen über einen Hochschulabschluss verfügen und deutsch eine der Schweizer Landessprachen ist, dürfte insbesondere die Ähnlichkeit der Bildungssysteme der beiden Länder für deutsche Zuwanderer von Vorteil sein. Damit ist es Deutschen möglich, gezielt Fachkräftelücken zu füllen und entsprechende Lohnprämien zu erzielen. Für viele Migrantengruppen in der Schweiz zeigen sich dagegen deutliche Einkommensnachteile gegenüber Schweizern. Es deutet sich an, dass die Löhne verschiedener Zuwanderergruppen mit zunehmender sozialer Distanz zur Schweiz – gemessen über Sprache, Kultur und Bildungssystem – sinken. Vor allem Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei verdienen im Mittel erheblich weniger als Schweizer. Die Ergebnisse legen auch migrationsgruppenspezifische Politiken, etwa gezielte Investitionen in Sprache und Bildung, nahe.