Türkische Migrantinnen unterscheiden sich in ihrem Heirats- und Fertilitätsverhalten von einheimischen Deutschen. Die hier zu beobachtenden Unterschiede insbesondere hinsichtlich des Zusammenhangs der beiden Ereignisse Heirat und Familiengründung werden in diesem Beitrag mithilfe einer Ereignisanalyse auf Grundlage von Daten der ersten Welle des Generations and Gender Survey aus den Jahren 2005 (Hauptbefragung) und 2006 (Zusatzerhebung türkischer Staatsbürger) untersucht. Im Vordergrund steht die Frage, inwiefern sich der Zusammenhang von erster Eheschließung und Familiengründung zwischen den beiden Untersuchungsgruppen unterscheidet und ob religiöse oder eher bildungsspezifische Faktoren diese Unterschiede bedingen. Als wichtigste Ergebnisse lassen sich folgende Punkte festhalten: Deutsche heiraten häufig zwischen Schwangerschaftsbeginn und Geburt des ersten Kindes. Türkinnen hingegen werden üblicherweise erst innerhalb der Ehe schwanger. Türkische Frauen, die unehelich schwanger werden, haben anschließend deutlich verminderte Chancen auf dem Heiratsmarkt. Diese Unterschiede zwischen Deutschen und Türkinnen gehen nicht auf Bildungs- und Religiositätsunterschiede zurück. Es kann allerdings vermutet werden, dass Unterschiede zwischen Islam und Christentum hierfür ausschlaggebend sind.
Erschienen in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 65 (3), S. 479-504