Eine erhöhte Neugründungsaktivität insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien hat die Rechtsform der Genossenschaft im Allgemeinen und ihre Eignung für Bürgerinitiativen im Besonderen wieder ins Bewusstsein von Öffentlichkeit und Politik gerückt. Dies findet Ausdruck im Koalitionsvertrag der 18. Legislaturperiode, in welchem die Förderung der Genossenschaft an mehreren Stellen genannt wird. Vor diesem Hintergrund haben Johannes Blome-Drees, Philipp Degens und Clemens Schimmele vom Seminar für Genossenschaftswesen gemeinsam mit der Kienbaum Management Consultants GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie eine Studie zum Thema „Potenziale und Hemmnisse von unternehmerischen Aktivitäten in der Rechtsform der Genossenschaft“ erstellt.
Die Studie identifiziert genossenschaftliche Gründungspotenziale, indem sie aufzeigt, für welche Problemlagen die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (eG) Lösungspotenziale bietet und weshalb sie gegebenenfalls bislang nicht verwirklicht wurden. Um die enorme Heterogenität genossenschaftlichen Wirtschaftens begrifflich zu ordnen, werden fünf Kernbereiche identifiziert: Regionalentwicklung und lokale Daseinsvorsorge, Wohnen, Energie, Gesundheit und Soziales sowie mittelständische Kooperationen, Handwerk und Unternehmensnachfolgen. Berücksichtigt werden in besonderem Maße die Auswirkungen der Novelle des Genossenschaftsgesetzes von 2006. Zudem wird untersucht, wie die Attraktivität der eG in Zukunft weiter erhöht werden kann, ob die Gründung von Genossenschaften erleichtert bzw. vereinfacht und ob etwaige Benachteiligungen der eG gegenüber anderen Rechtsformen beseitigt werden können.
Im Ergebnis liefert die Studie wichtige empirische Ergebnisse zu verschiedenen Diskussionen, die unter den beteiligten Akteuren bereits seit Jahren zum Teil kontrovers geführt werden. Während sich alle Beteiligten darin einig sind, dass Genossenschaften großes Lösungspotenzial für aktuelle und zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Problemstellungen bieten, wird es vom politischen Willen abhängen, welche der skizzierten Maßnahmen ergriffen werden, um bestehende Hemmnisse abzubauen, sodass genossenschaftliche Potenziale noch stärker ausgeschöpft werden können.