zum Inhalt springen

Prof. em. Dr. Jürgen Friedrichs

Das ISS trauert um Prof. em. Dr. Jürgen Friedrichs – ein Nachruf

Nur wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag ist Prof. em. Dr. Jürgen Friedrichs am 19. Februar 2019 völlig überraschend verstorben. Wer ihn noch vor wenigen Wochen mit dem Fahrrad auf den Hof des Institutsgebäudes in der Greinstraße hat fahren sehen – wie immer voller Tatendrang und Vorfreude auf die Arbeit in den neuen Räumlichkeiten des Instituts an der Universitätsstraße – kann nur mit Fassungslosigkeit auf seinen Tod reagieren.

Jürgen Friedrichs hat die Arbeit des Instituts in den vergangenen drei Jahrzehnten entscheidend geprägt und wesentlich zur nationalen und internationalen Reputation der Kölner Soziologie beigetragen. Geboren in Berlin, kam er – nach Studium, Promotion und erster Professur in Hamburg – 1991 nach Köln, wo er zunächst bis 2003 das Forschungsinstitut für Soziologie und dann bis zu seiner Emeritierung 2007 das Institut für Angewandte Sozialforschung leitete. Noch bis 2012 war Jürgen Friedrichs Geschäftsführender Herausgeber der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (wobei er – über einen Zeitraum von 20 Jahren – 1767 (!) Manuskripte las und beurteilte) und bis zuletzt Vorsitzender unseres Fördervereins SocioCologne.

Befreit von den mit einer Universitätsprofessur verbundenen administrativen Verpflichtungen setzte Jürgen Friedrichs seine Lehr- und Forschungstätigkeit auch als Emeritus mit unvermindertem Elan fort. Seine Seminare erfreuten sich über Generationen hinweg größter Beliebtheit bei den Studierenden und die Zahl der von ihm betreuten Qualifikationsarbeiten lag regelmäßig (z.T. deutlich) über jener seiner noch hauptamtlich tätigen Kolleg*innen am Institut. Noch in seinen letzten u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Projekten zur Gentrifizierung sowie zur Integration von Migrant*innen bzw. Flüchtlingen zeigt sich, mit welcher Kontinuität und Beharrlichkeit Jürgen Friedrichs Themen, die ihm soziologisch und sozial relevant erschienen, verfolgt hat und dabei immer offen und neugierig auf aktuellste inhaltliche und methodische Entwicklungen im Feld eingegangen ist.

Leider konnte Jürgen Friedrichs nicht mehr alle laufenden Projekte zum Abschluss bringen, ganz zu schweigen von den neuen Projektanträgen, an denen er gerade gearbeitet hat. Es ist für uns eine selbstverständliche Pflicht, dafür zu sorgen, nicht nur die noch laufenden Projekte – insbesondere die Kölner Flüchtlings-Studien – in seinem Sinne erfolgreich zu Ende zu führen, sondern auch in unseren eigenen soziologischen Arbeiten dem von Jürgen Friedrichs in so herausragender Weise vertretenen hohen Anspruch an theoriegeleitete empirische Forschung gerecht zu werden.

Er wird uns als großartiger (und immer großzügiger!) Freund, Mentor und Kollege sehr fehlen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten seiner Frau Ulrike und seiner Tochter Rebecca.